LehrerInnen-Empfang 2024

Der inzwischen traditionelle Lehrer/innen-Empfang am Ende des Schuljahres fand am Freitag, 14. Juni 2024 in Wien statt. Dank und Wertschätzung für das herausragende Engagement der Kolleginnen und Kollegen wurde dabei vermittelt. Zahlreiche Dienstjubiläen wurden gefeiert. In diesem feierlichen Rahmen wurde auch Zeynep Elibol, Direktorin der IFS, die in den wohlverdienten Ruhestand geht, gemeinsam mit ihrem Schulteam ausgezeichnet.

In seiner programmatischen Rede unterstrich der Präsident der IGGÖ Mag. Ümit Vural die Bedeutung des IRU für die Demokratiebildung. Er machte den anwesenden Lehrpersonen Mut, ihren Unterricht noch bewusster als Möglichkeit zu sehen, das Unterrichtsprinzip, bzw. übergeordnete Thema “Politische Bildung” in diesem Sinne zu berücksichtigen:

“In der heutigen Zeit, in der unsere Gesellschaft vor Herausforderungen steht, die das Fundament unserer Demokratie zu erschüttern drohen, ist es wichtig, dass wir uns bewusst machen, welchen Beitrag der islamische Religionsunterricht zur Stärkung unserer Gesellschaft leisten kann.

Es ist meine feste Überzeugung, dass dieser Unterricht nicht nur religiöse Bildung vermitteln sollte, sondern auch eine Plattform bietet, um Werte wie Menschenwürde, Pluralismus und Demokratie zu stärken. Denn Demokratie basiert ja gerade auf dem Prinzip der Vielfalt, das die Koexistenz verschiedener Meinungen, Glaubensrichtungen und Lebensstilen fördert und ihnen Raum bieten.

Der islamische Religionsunterricht bietet die Gelegenheit aufzuzeigen, dass diese Werte keinesfalls den Werten des Islam widersprechen. Vielmehr ist es ein integraler Bestandteil eines zeitgemäßen Islamunterrichts, das Verständnis zu vermitteln, dass diese Werte durchaus mit unserem Glauben vereinbar sind. Denn der Islam, meine Damen und Herren, lehrt uns die Bedeutung von Gerechtigkeit, Gleichheit und dem Respekt vor den Rechten anderer.

Wissen über “Islam in Österreich” zu vermitteln, also auch über die rechtlichen Hintergründe und die historische Entwicklung der muslimischen Gemeinschaft in diesem Land, ist Bestandteil unseres Lehrplans.

Österreich erkennt die Religionsfreiheit – individuell wie kollektiv – als wesentliches Element seiner rechtlichen Ordnung an. Diese religiöse Selbstbestimmung ist ein hohes Gut, dass unser Land von vielen anderen Regionen der Welt unterscheidet.

Die staatliche Anerkennung des Islam in Österreich, die Möglichkeit, religiöse Einrichtungen zu errichten und zu betreiben, theologischen Nachwuchs auszubilden, religiöse Feiertage zu begehen, die Herstellung von Lebensmitteln nach islamischen Vorschriften und nicht zuletzt auch das verfassungsmäßig verbriefte Recht anerkannter Religionsgesellschaften Religionsunterricht zu an Schulen zu erteilen.

Dadurch wird den Schülern und Schülerinnen von Anfang an bewusst gemacht, dass sie Teil eines rechtlich abgesicherten und pluralistischen Systems sind, in dem ihre Religionsfreiheit und die Gleichberechtigung aller Menschen zentral verankert sind.

Der Bezug zur Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler im Islamunterricht bietet immer die Möglichkeit, die Vereinbarkeit einer Identität als muslimisch und österreichisch zu thematisieren und das Gefühl der Zugehörigkeit und Verantwortung innerhalb der Gesellschaft zu fördern.

Gleichzeitig wissen wir, dass ihnen oft das Gefühl gegeben wird, eben nicht dazu zu gehören. Auch die Berichte über die steigende Anzahl muslimischer Schüler haben zu einer Welle rassistischer Anfeindungen geführt.

Stärken wir unsere Kinder und Jugendlichen! Nutzen Sie, meine Damen und Herren, den Religionsunterricht auch dafür, den Hintergründen von Religionsfreiheit und seiner Auswirkung auf das tägliche Leben auf den Grund zu gehen. Wecken Sie das Bewusstsein der Kinder über ihre Rechte.

Indem wir sie ermutigen, kritisch zu denken, Diskussionen zu führen und sich aktiv an ihrer Gemeinschaft zu beteiligen, legen wir den Grundstein für eine lebendige Demokratie und eine friedliche und harmonische Gesellschaft.

Ich möchte Sie daher ermutigen, Ihre Rolle auch in der staatsbürgerlichen Erziehung wahrzunehmen, wie es das Schulunterrichtsgesetz vorsieht.

Es ist mir bewusst, dass aus ihren Vorerfahrungen heraus öfter eine Scheu unter unserer Lehrerschaft besteht, an “Politik” auch nur anzustreifen. Dabei ist politische Bildung in allen Gegenständen zu verfolgen – und natürlich etwas ganz anderes als politisch-ideologische Stimmungs- oder Meinungsmache!

Erlauben Sie mir auch, auf die Bedeutung des Religionsunterrichts in Bezug auf das Verständnis zwischen verschiedenen Religionsgemeinschaften einzugehen.

Die gute Zusammenarbeit zwischen den Schulämtern und den verschiedenen Religionsgemeinschaften trägt dazu bei, dass der Religionsunterricht an österreichischen Schulen den interreligiösen Dialog fördert und eine Basis für gegenseitigen Respekt und Toleranz. Schülerinnen und Schüler, gleich welchen Glaubens, müssen lernen, Vielfalt als Bereicherung zu sehen, nicht als Bedrohung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ich lade Sie alle dazu ein, sich aktiv an dieser wichtigen Diskussion zu beteiligen und gemeinsam Wege zu finden, wie wir den islamischen Religionsunterricht weiterentwickeln können.

Lassen Sie uns daran arbeiten, unsere Schüler:innen in ihrer Identität zu stärken und ihnen zu zeigen, wie sie als mündige Bürgerinnen und Bürger Teil unserer Gesellschaft sein können.

Schließlich, und damit komme ich schon zum Abschluss, möchte ich mich bei allen Kolleginnen und Kollegen für die Organisation der heutigen Veranstaltung bedanken.

Vielen Dank an Schulamtsleiterin Amina Baghajati und ihre Fachinspektorinnen und Fachinspektoren für ihre wertvolle Arbeit.

Ein besonderer Dank gilt auch an meinem Team im Präsidialbüro, unserem Bildungsamtsleiter Binur Mustafi und last but not least den Kolleginnen und Kollegen von JUSRA, die uns tatkräftig unterstützt haben.

Liebe Geschwister, ich wünsche Ihnen allen eine schöne Veranstaltung und vor allem erholsame Sommerferien für Sie und Ihre Familien!

Vielen Dank.”

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